Die haven5 Tassen

Es war eine schöne Zeit – Bye Bye haven5

Es war vor fast zwei Jahren, als diverse Softwareentwickler, Projektmanager und Designer sich in der neuen Softwareschmiede haven5 zusammenfanden. Sitz der haven5 war das Afrikahaus in Hamburg. Alle brachten verschiedene Träume, Wünsche und Wertvorstellungen mit. Die einen wollten den Fesseln des Agenturlebens entfliehen, während andere ein stabiles Umfeld suchten. Auch gab es schon zu Anfang unterschiedliche Ideen der Ausrichtung: Die einen wollten lieber nur einen Kunden bedienen, während andere gerne Drittgeschäft mit vielen verschiedenen Kunden machen wollten. Trotzdem konnten einige innovative Ideen des Zusammenarbeitens und eines angenehmen Arbeitsumfeldes realisiert werden.Innenhof des Afrikahauses in Hamburg Blick auf die haven5

Safari-Woche

Eine dieser Früchte war die Safari-Woche, in der die Teilnehmer auf eine digitale Safari gehen und neue Dinge ausprobieren konnten. Im Prinzip ähnlich der 20-Prozent-Regel, welche Google eine Zeit lang seinen Mitarbeitern zugestand.

Offene und innovative Technologien

Eine weitere digitale Frucht war die Nutzung offener und innovativer Technologien. So nutzten wir Let’s Encrypt zur Verschlüsselung unserer Webseite, statt uns ein Zertifikat zu kaufen. So wurde das Wissen über SSL-Zertifikate unter den Mitarbeitern verbreitet und verfestigt. Auch konnten für neue Projekte neue Frameworks und Techniken ausprobiert werden, wenn diese sich nach vorheriger Analyse als geeignet herausstellten. Also kein „Weil wir das  schon immer so gemacht haben!“

Der Name haven5

Relativ kurzfristig gewählt wurde der Name haven5. Haven lässt sich deutsch übersetzen mit „sicherer Hafen“. Genau das, was es für die Leute sein sollte. Ein Ort, an dem sie sich sicher fühlen können. Die 5 war eher ein Zusatz, der sich cool anhören sollte. Später entwickelten wir aus dem Zusatz 5 unsere fünf Werte – dazu weiter unten.

Tatsächlich machte uns die Assoziation mit Hafen Probleme. So lies das zuständige Amt in Hamburg den Namen nicht zu. „Das hat doch nichts mit dem Hafen zu tun!“ so dass die Firma kurzerhand in Schleswig-Holstein angemeldet wurde – dann erhielt eben ein anderes Bundesland die Steuergelder.Die haven5 Tassen

Social Media

Ich war in unserem Social Media Team und zugegebenerweise hatten wir gerade bei Twitter anfangs ein wenig Probleme, es passend mit Inhalten zu füllen. Es war immerhin ein Firmenaccount und der musste natürlich anders gepflegt werden als ein Privataccount. Die Situation besserte sich, als @OddNina zu uns stieß. Sie bekam, wie wir dann auch, die Freigabe gerne ein wenig herumzuexperimentieren bzw. einfach zu schreiben. Und so schafften wir es innerhalb kurzer Zeit mit Anlehnungen an Star Wars bei unseren Followern zu punkten.  Das passte auch gut zu den Namen unserer Software-Releases, die wir nach Planeten und Systemnamen aus dem Star Wars Universum benannten. Also Alderaan, Bespin, Coruscant, etc. Ja, wir waren und sind alle ein wenig geekig.

Die fünf Werte

Wie oben schon angedeutet, entwickelten wir auch unser eigenes Wertesystem. Im Vorfeld wurde dazu ein Umfragebogen an die Mitarbeiter ausgeteilt, bei dem Assoziationen und Ziele in Hinblick auf die haven5 sowie die persönliche Motivation und persönlichen Ziele abgefragt wurden. Die Antworten wurden geklustert und die Bereiche mit den meisten Nennungen herausgefiltert. In der Hoffnung, dass sich auch jeder im Idealfall in allen Werten wiederfand. Ein passender Name zu jedem Wert wurde auch gesucht und gefunden. Später dann diesen Werten Tiere – Die Big Five, schließlich saßen wir im Afrikahaus – und Farben zugeordnet.

  • Mut zur Freiheit (rot, Löwe)

    Dieser Wert bedeutete, dass wir sowohl den Mut hatten die Freiheit, die wir bekamen auch zu leben und damit unsere Entscheidungen und diese Freiheit auch zu verteidigen. Sei es in Kundenrichtung oder Mutterkonzernrichtung. Ein Beispiel für diesen Wert war die schon genannte Safari-Woche.

  • Nachhaltigkeit (grün, Nashorn)

    Mit Nachhaltigkeit meinten wir, dass langfristig gedacht werden sollte. So dass wir zwar zügig, aber nicht schlampig arbeiten, sondern mit hoher Qualität. Ein Beispiel dafür war sicher, dass wir immer in einem Releasezyklus ein Kontingent zur Behebung technischer Schulden hatten – für Nichtinformatiker: Eine Art Altlast im Quellcode, unschön gelöste Stellen, die einem früher oder später auf die Füße fallen würden.  Im Idealfall hat eine Software gar keine technischen Schulden, aber der Quellcode mit dem wir arbeiteten war älter als haven5. Dieses Nachhaltigkeits denken bezog sich jedoch nicht nur auf die Programmierung, sondern auch z. B. auf Konzepte und Workflows.

  • Authentizität (blau, Büffel)

    Dieser Wert sagte aus, dass wir uns nicht verbiegen, sondern im Einklang mit uns und unserer Philosophie stehen. Auch im Umgang mit Kollegen bedeutete dies, dass wir offen respektvoll kommunizieren und Probleme ansprechen sowie zu eigenen Fehlern stehen und aus ihnen lernen würden.

  • Gleichberechtigt-freundschaftlich (lila, Elefant)

    Der Name dieses Wertes sollte eigentlich genug aussagen. Er bedeutete, dass wir uns als gleichberechtigte Kollegen wahrnahmen. Dies spiegelte sich auch darin wider, dass wir keine richtigen starren Hierarchienebene – Geschäftsführung ausgenommen – hatten. Das freundschaftliche bedeutete dabei, dass wir mit unsere Kollegen wie mit Freunden umgehen sollten. Wir hatten zum Glück alle ein ähnliches Verständnis von Freundschaft 😉

  • Chancen ergreifen (gelb, Leopard)

    Chancen ergreifen bedeutete, dass wir Chancen, die sich uns boten, wahrnehmen und nutzen sollten. Und wir nicht an einem Plan festhalten nur, weil das so besprochen war. Dies sollte für alle Beteiligten positiv sein und so auch im Sinne von allen sein. Dieser Punkt bezog sich nicht nur auf Projekte und Kunden, sondern auch auf die persönliche Entwicklung von Mitarbeitern.

Natürlich werden einige Leser sagen, dass der eine oder andere Wert eine Selbstverständlichkeit ist, aber zum einen ist das leider nicht immer so. Zum anderen ist es trotzdem gut, Selbstverständlichkeiten auszuformulieren und damit zu prüfen, ob auch ein gemeinsames gleiches oder zumindest ähnliches Verständnis vorliegt.Die Big Five von haven5

Absolute Demokratie

Da wir es aus unseren Firmen-Vorerfahrungen anders kannten war uns wichtig, dass jeder gehört werden und seine Stimme bei Entscheidungen einfloss. Die Grundidee war gut. Wir merkten nur, dass dies auch Probleme barg. Manchmal wurde mehr diskutiert, als dass es zu einer Entscheidung kam. Aber immerhin kam jeder zu Wort. Auch wurde deutlich, was das Problem bei Volksentscheiden allgemein ist. Bei einigen Entscheidungen waren die Entscheidenden, also alle, nicht auf dem gleichen Informationsstand. Da wir allerdings auch keine Berufspolitiker waren und irgendwie durch Arbeit ja auch Geld in die Firmenkasse kommen musste, konnte das auch nicht unbedingt immer gewährleistet werden.

Langsame Auflösung

Leider wie oben schon angedeutet, hatten wir verschiedenen Ideen und Vorstellungen davon, wie die Firma funktionieren und sich entwickeln könnte. Und so verließen die Ersten schon im ersten Jahr das junge Unternehmen, zu deren Vision die derzeitige Ausrichtung der haven5 nicht passte. Als dann in Jahr zwei der Mutterkonzern die Schneider Versand GmbH erst vorläufige Insolvenz und schließlich die richtige Insolvenz anmeldete und von der Klingel Gruppe gekauft wurde, trennte sich die Mannschaft komplett.

Das lag aber weniger am Namen und dem Konzern Klingel direkt, sondern an der ungewissen Situation – die Insolvenzzeit und der Kauf des Mutter-Konzerns zog sich schließlich über einen längeren Zeitraum. Frei nach dem Motto „Das Schicksal in die eigene Hand nehmen“ wechselten die meisten zur Alieri, die ein neues Büro in Hamburg eröffnete. Und ich später zur Creatistas, für die ich schon seit Ende letzten Jahres einen Tag in der Woche gearbeitet hatte. Meine jetzt ehemaligen Kollegen waren und sind mir dabei nie unsympathisch gewesen. Nur hatte das Gesamtkonstrukt mich nicht überzeugt und ich hatte nach wie vor den Eindruck, dass wir uns in der Gruppe uneinig über die gemeinsame Zukunft waren. Und das würde sich nach einem gemeinsamen Firmenwechsel wohl auch nicht ändern. Ich wünsche allen ehemaligen Kollegen viel Glück und viel Erfolg, wo immer ihr auch sein mögt.

Macht’s gut, und danke für den Kuchen!

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